J. Hummelsberger2, M. Wullinger2, M. Ortiz1, F. Pfab3,4,6, D.Irnich5,6, B. Hauswald6, J. Gleditsch6, C.-H. Hempen2, S. Binting1, B. Brinkhaus1
Zusammenfassung Hintergrund: In der DFG-geförderten ACUpuncture in Seasonal Allergic Rhinitis (ACUSAR) Studie bei Patienten mit allergischer Rhinitis war Akupunktur wirksamer im Vergleich zu Sham-Akupunktur und zu einer Kontrollgruppe, die nur Bedarfsmedikation erhielt. In diesem Artikel werden die Studienintervention, die zugrunde liegenden theoretischen Überlegungen der Chinesischen Medizin und auch die Lehren für weitere Studien und die Praxis dargestellt.
Studiendesign: Dreiarmige, randomisierte, kontrollierte MulticenterStudie mit einem Follow-up von 16 Wochen im ersten Jahr und weiteren acht Wochen im Folgejahr. Studienzentren: Sechs Kliniken bzw. Universitätsambulanzen und 32 Privatpraxen in Deutschland. Studienintervention: Insgesamt wurden 422 Patienten mit saisonaler allergischer Rhinitis und nachgewiesener Allergie gegen Birken- und Gräserpollen in drei Gruppen randomisiert: Die Akupunkturgruppe erhielt zwölf semi-standardisierte Behandlungen (vier obligatorische Punkte, mindestens drei von acht fakultativen Basis-Punkten und mindestens drei andere lokale, Ohr- oder Fernpunkte und bei Bedarf eine „Rescue“ Medikation (RM) (Cetirizin). Die Sham-Akupunkturgruppe wurde zwölfmal an Nicht-Akupunkturpunkten genadelt (genau vorgegebene Punkte, streng oberfl ächliche Nadelung, beidseits mindestens fünf bis sieben Punkte) und konnte RM einnehmen, die Wartelistengruppe erhielt acht Wochen nur RM und wurde dann nach dem Akupunkturschema behandelt. Die Studienintervention wurde im Rahmen eines Delphi-Prozesses festgelegt, an dem fünf Experten von zwei größeren Akupunkturgesellschaften und drei Experten in Studienmethodologie teilnahmen.
Ergebnisse: Die häufi gsten Syndromdiagnosen waren „Wind-Kälte“ und „Wind-Hitze“ im Funktionskreis (FK) Lunge mit je 37 % der Patienten. Bei der Behandlung der Akupunkturgruppe wurden die vorgegebenen obligatorischen Basispunkte in 97 % der Behandlungen genadelt (Di 4, Di 11, Di 20, EX-KH 3 Yintang). Gb 20, Le 3, Ma 36, Lu 7 und Mi 6 waren die am häufi gsten gewählten optionalen Akupunkturpunkte. Durchschnittlich wurden in einer Akupunkturbehandlung 15,7 (± 2,5) Nadeln gesetzt, bei der Behandlung mit Sham-Akupunktur 10,0 (± 1,6). Schlussfolgerung: In der Akupunkturgruppe entsprachen die gestellten Diagnosen sowie die Punkteauswahl den klinischen Erfahrungen in der Behandlung der SAR. In der Akupunkturgruppe wurden mehr Akupunkturnadeln als in der Sham-Akupunkturgruppe eingesetzt. Beides sind mögliche Gründe für die höhere Wirksamkeit der Verum-Akupunktur in dieser Studie.
Quelle: Deutsche Zeitschrift für Akupunktur