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Kurzsichtigkeit einfach wegdrücken?

Brille tragen ist bei Kindern nicht sehr beliebt, auch nicht in China. Dort wurde unlängst in einer Studie geprüft, ob Ohrakupressur Abhilfe schaffen kann.

Myopie, so der Fachbegriff für Kurzsichtigkeit, ist vor allem in hochtechnisierten Ländern weit verbreitet. Durch verstärkte Sehaktivitäten im Nahbereich (Lesen, Computer-, Handynutzung) passt sich das Auge diesen Anforderungen an, gleichzeitig kann es aber zu einem Verlust der Sehschärfe bei dem Blick in die Ferne kommen. Schulkinder haben dann oft Schwierigkeiten zu erkennen, was an die Tafel geschrieben wird, was wiederum ein Nachlassen der Konzentration und Lernprobleme nach sich ziehen kann. In Deutschland ist bei den regelmäßig stattfindenden kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen ein Sehtest eingeschlossen, so dass eine kindliche Sehschwäche frühzeitig erkannt und eine passende Sehhilfe verschrieben werden kann. Tritt eine Kurzsichtigkeit schon in früher Kindheit zwischen dem 5. und 7. Lebensjahr auf, kommt es meist zu einer schnelleren Verschlechterung der Sehstärke, als wenn die Kinder schon im Teenageralter sind. Einer Zunahme der Fehlsichtigkeit entgegenwirken zu können, ist daher äußerst wünschenswert.

Akupunktur bzw. Akupressur ist ein Therapieansatz der Traditionellen Chinesischen Medizin, der in seinem Herkunftsland auch in der Augenheilkunde eingesetzt wird.
In der hier vorgestellten Studie [1] wurden kurzsichtige Kinder über drei Monate hinweg mit Ohrakupressur behandelt. Hierzu wurden Vaccaria-Samen auf sechs verschiedene Akupunkturpunkte in beiden Ohren geklebt. Alle zwei Tage wurden dreimal täglich die Körner an jedem Punkt 10-15 Mal gedrückt. Während die Sehschwäche bei der Vergleichsgruppe ohne Behandlung unverändert blieb, schnitten die Kinder der Akupressur-Gruppe bei dem Sehtest am Ende des Behandlungszeitraums auf beiden Augen besser ab als vor Beginn der Studie.

Einschätzung:
Das Ergebnis der Studie ist mit ein wenig Vorsicht zu betrachten. Zwar konnte mit 0,71 bei der Versuchsgruppe am Studienende eine Verbesserung der Sehschärfe im Vergleich zum Zeitpunkt des Studienbeginns festgestellt werden, allerdings war der Unterschied statistisch nicht signifikant.

Bei der ersten Sehschärfe-Überprüfung zu Studienbeginn hatten die Kinder der Versuchsgruppe auf beiden Augen etwas bessere Durchschnittswerte (0,67 links, 0,65 rechts) als die Kinder der Kontrollgruppe (0,61 links, 0,59 rechts). Diese Eingangswerte waren trotz einer randomisierten Zuteilung zu den beiden Vergleichsgruppen zustande gekommen.

In weiteren Studien müsste nun geschaut werden, ob sich das Ergebnis reproduzieren lässt und ob homogenere Ausgangswerte in beiden Gruppen einen Einfluss auf das Resultat haben.
Interessant wäre auch eine länger angelegte Studie bzw. eine Nachkontrolle des Therapieerfolges über einen längeren Zeitraum (Follow-up-Studie), um die Nachhaltigkeit der Behandlung zu überprüfen.

Quelle: www.carstens-stiftung.de

Literatur
Li Y, Zhang O, Liang W, Li C. Effect of auricular pressing treatment on myopia in children. J Trad Chin Med 2015; 35(3): 281-284. Abstract