Übelkeit und Erbrechen als Folge einer chemischen Krebstherapie belasten die betroffenen Patienten oft zusätzlich. Wo konventionelle Antiemetika nicht helfen, können pflanzliche Zubereitungen aus der Traditionellen Chinesischen Medizin eine Alternative sein.
Über 70 % der mit Oxaliplatin behandelten Krebspatienten leiden unter Übelkeit und Erbrechen. Oftmals nehmen diese Symptome mit der Häufigkeit der Behandlungszyklen zu und mindern die Lebensqualität nachhaltig. Die pharmakologischen Mechanismen, wie es im menschlichen Organismus zur Ausprägung der Magen-Darm-Beschwerden kommt, sind relativ komplex und erschweren somit eine erfolgreiche Behandlung. Konventionelle Antiemetika zeigen nicht bei allen Patienten die gewünschte Wirkung, so dass auch alternative Behandlungsmethoden im Fokus der Forschung stehen.
Einen systematischen Überblick über die Wirksamkeit von Chinesischen Heilkräutern publizierten nun Wissenschaftler aus China und Australien [1]. Dabei legten sie ihren Schwerpunkt auf randomisierte klinische Studien mit erwachsenen, an Darmkrebs erkrankten Patienten, deren Oxaliplatin-induzierte Magen-Darm-Beschwerden mit oral oder per Infusion verabreichten Einzelarzneimitteln oder Heilpflanzenmischungen behandelt wurden.
Alle 27 in die Meta-Analyse eingeschlossenen Studien zeigten eine signifikante Reduktion von Übelkeit und Erbrechen unabhängig davon, ob in den Studien zusätzlich konventionelle Antiemetika zum Einsatz kamen oder nicht. Deutlicher profitierten die Probanden vom Einsatz oraler Arzneimittelgaben in Form von Abkochungen, Tabletten oder Kapseln als von einer intravenösen Zufuhr.
Von den insgesamt 98 verschiedenen pflanzlichen Arzneimitteln, die in unterschiedlichen Kombinationen oral verabreicht wurden, fanden folgende am häufigsten Verwendung:
- Atractylodes macrocephala (bai zhu)
- Poria cocos (fu ling)
- Coix lacrima-jobi (yi ren)
- Astragalus membranceus (huang qi)
- Codonopsis pilosula (dang shen)
Zu diesen Arzneipflanzen geben die Autoren des Artikels jeweils einen Überblick über experimentelle Studien zur Wirkung der Pflanzen auf gastrointstinale Beschwerden, um einen möglichen Wirkungsweg aufzuzeigen.
Einschätzung: Trotz der von den Forschern aufgeführten methodischen Schwächen der bisher durchgeführten Studien (mangelnde Randomisierung, Verblindung, Verwendung von Placebos) zeigt die Meta-Analyse der Daten das Potential der Verwendung von Traditionellen Chinesischen Heilpflanzen als Integrativen Therapieansatz in der Onkologie auf. Aus der Vielzahl der verwendeten Arzneipflanzen und Rezepturen lässt sich erkennen, dass eine standardisierte Behandlung von Chemotherapie-induzierter Übelkeit und Erbrechen offenbar nicht existiert. Es ist anzunehmen, dass die komplexen Prozesse, die zur Entstehung der Magen-Darm-Beschwerden durch die Behandlung mit Oxaliplatin führen, in jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt sind. Von daher erscheint eine individuelle, konstitutionelle Behandlung, wie sie in der Traditionellen Chinesischen Medizin durchaus üblich ist, schlüssig.
Quelle: www.carstens-stiftung.de
Chen, MH, May BH, Zhou IW, et al. Integrative medicine for relief of nausea and vomiting in the treatment of colorectal cancer using oxaliplatin-based chemotherapy: A systematic review and meta-analysis. Phytother Res 2016; 30(5): 741-753. Abstract