Die chinesische Schabetherapie reduzierte in einer randomisierten Studie die perimenopausalen Symptome von Frauen in Ergänzung zu einer Heilkräuterbehandlung deutlicher als diese alleine.
Die Perimenopause, auch Wechseljahre genannt, ist der Übergang in die unfruchtbare Lebensphase der Frau und tritt meistens im Alter zwischen 40 und 60 Jahren ein. Dieser Zeitraum der hormonellen Umstellung dauert ungefähr 3 bis 10 Jahre und führt bei vielen Frauen zu verschiedenartigen unangenehmen Symptomen. Menstruationsbeschwerden, Hitzeschübe, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Scheidentrockenheit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und andere Symptome können bei rund 40 % der Frauen so massiv sein, dass ihre Lebensqualität stark eingeschränkt ist und sie medizinische Hilfe suchen. Die westliche Medizin bietet gegen das perimenopausale Syndrom eine Hormon(ersatz)therapie an, die zwar recht zuverlässig wirkt, bei längerem Gebrauch jedoch auch mit gesundheitlichen Risiken wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs behaftet ist.
Die Traditionelle Chinesische Medizin wartet mit verschiedenen Therapieansätzen auf. So wird eine Medikation mit dem Heilkräutersud Qingxin Zishen Tang bei betroffenen Frauen erfolgreich als konventionelle Behandlungsmethode eingesetzt.
In der vorliegenden Studie untersuchte ein chinesisches Wissenschaftlerteam, ob eine weitere Verbesserung der perimenopausalen Symptome durch eine zusätzliche nichtmedikamentöse Behandlung mit Gua Sha zu erzielen ist. Während die Kontrollgruppe in der achtwöchigen Studienphase ausschließlich das Dekokt Qingxin Zishen Tang einnahm, erhielt die Behandlungsgruppe zusätzlich einmal pro Woche eine etwa 15-minütige Gua Sha-Behandlung. Die Behandlung erfolgte mit einem Hornschaber und einem Gleitmittel an den Blasen-, Nieren- und Herzmeridianen und acht ausgewählten Akupunkturpunkten auf Rücken, Armen und Beinen der Probandinnen. Zu Studienbeginn und am Ende wurden per Fragebogen (Kupperman Index, Menopause-Specific Quality of Life) die menopausalen Symptome und die Lebensqualität der Studienteilnehmerinnen erfasst. Zusätzlich wurde labortechnisch der Serumspiegel für die weiblichen Geschlechtshormone Estradiol, Follikel-stimulierendes Hormon und Luteinisierendes Hormon bestimmt. Eventuelle unerwünschte Nebenwirkungen des Gua Sha wurden durch den Behandler dokumentiert.
Während bei allen Frauen der Hormonstatus nach acht Wochen im Vergleich zum Ausgangswert unverändert blieb, verringerten sich in beiden Gruppen die Wechseljahressymptome, und die Lebensqualität nahm zu. Die 38 zusätzlich mit Gua Sha behandelten Frauen erreichten bei beiden Gesamtindizes für KI und MENQOL signifikant bessere Messwerte als die 37 ausschließlich mit dem Dekokt behandelten Probandinnen. Bei Betrachtung der perimenopausalen Einzelparameter hatte die Gua Sha-Gruppe signifikant weniger Hitzeschübe, Parästhesien (Kribbelgefühle), Schlafstörungen, Nervosität, Melancholie, Erschöpfung und Kopfschmerzen als die Kontrollgruppe. Lediglich hinsichtlich der sexuellen Beschwerden als Teil des MENQOL zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Es traten keinerlei mit der Gua Sha-Therapie verbundene Nebenwirkungen auf.
Einschätzung
Frauen mit starken Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen können, sofern keine Kontraindikationen dafür vorliegen, von einer Gua Sha-Behandlung profitieren. Dieser Schluss ist anhand der vorliegenden Studie zunächst nur für eine kombinierte Behandlung mit der chinesischen Heilkräutermischung Qingxin Zishen Tang möglich. Welchen Effekt die ausschließliche Behandlung mit Gua Sha auf das perimenopausale Syndrom und die Lebensqualität betroffener Frauen hat, wurde bisher nicht in einer vergleichenden Studie untersucht. Ebenso bleibt offen, ob die positive Wirkung auch über einen längeren Zeitraum erhalten bleibt oder weitere, regelmäßige Behandlungseinheiten erforderlich sind.
Gua Sha ist ein altes aus der chinesischen Volksmedizin übernommenes Element der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Mit einem weichkantigen Instrument (Löffel, Schaber) werden bestimmte Körperregionen geschabt oder gerieben, bis rote oder violette Petechien (kleine, punktförmige Einblutungen) oder Ecchymosen (größere, fleckige Einblutungen) auf der Haut erscheinen, die sich nach einigen Tagen zurückbilden. Gua Sha wirkt antientzündlich und immunstimulierend. In der chinesischen Literatur werden therapeutische und präventive Anwendungsempfehlungen für rund 400 verschiedene Beschwerdebilder beschrieben, darunter chronische Schmerzen, Erkältungen, Fieber, Asthma, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Schwindel, Beschwerden des Bewegungsapparates und im Bereich der Frauenheilkunde Menstruationsstörungen sowie Brusterkrankungen. Verschiedene der beschriebenen Anwendungsgebiete/Symptome treten beim perimenopausalen Syndrom kombiniert auf.
Quelle:
Literatur: Meng F, Duan PB, Zhu J, Lou, QQ, Fang ZH, An HL, Liu LYjj, Hu Y, Hu Q. Effect of Gua sha therapy on perimenopausal syndrome: a randomized controlled trial. Abstrac