Verstopfung als Nebenwirkung einer Chemotherapie bei Brustkrebspatientinnen kann durch Ohr-Akupressur gelöst werden, so das Ergebnis einer randomisierten klinischen Studie aus Korea.
Die Diagnose Brustkrebs ist der Beginn eines langwierigen therapeutischen Prozesses, zumeist einhergehend mit einer chemotherapeutischen Behandlung der Patientin, welche die Überlebenschancen der betroffenen Frauen erhöht, jedoch mit etlichen Nebenwirkungen verbunden ist. Dazu gehören Appetitmangel, Übelkeit und Erbrechen, wodurch die Patientinnen weniger Nahrung aufnehmen, weniger körperlich aktiv sind und unter Verdauungsstörungen in Form von Verstopfung leiden. Diese können durch die Einnahme von Antiemetika, Antidepressiva und Schmerzmitteln noch verstärkt werden. Eine zusätzliche medikamentöse Behandlung der Obstipation ist aufgrund der bereits vorhandenen pharmakologischen Behandlung oftmals nicht gewünscht. Eine Anwendung von klassischen Methoden wie die Erhöhung der Flüssigkeitszufuhr und die vermehrte Aufnahme von Ballaststoffen mit der Nahrung sind aus oben genannten Gründen nur schwerlich möglich. Hinzu kommt, dass Laxantien die Aufnahme von anderen Medikamenten stören können.
Eine relativ einfach durchzuführende, nicht-invasive Behandlungsmethode stellt die Akupressur dar, bei der auf spezifische Energiepunkte, die mit bestimmten Körperregionen assoziiert sind, Druck ausgeübt wird. In der vorliegenden Studie testeten koreanische Wissenschaftler erstmals, inwieweit Ohr-Akupressur die Verstopfungsbeschwerden von chemotherapeutisch behandelten Brustkrebspatientinnen lindern und ihre Lebensqualität erhöhen kann. 56 Patientinnen wurden nach dem Zufallsprinzip einer unbehandelten Kontrollgruppe und einer Behandlungsgruppe zugeteilt. Die Applikation der Ohr-Akupressur wurde in sechs aufeinander folgenden Wochen durchgeführt, wobei die ersten drei Wochen in einen chemotherapeutischen Behandlungszyklus fielen. Samen des Kuhkrautes (Vaccaria) wurden an den sieben Ohr-Akupressurpunkten Dickdarm, Rektum, San Jiao, Milz, Lunge, Vegetativum und Subcortex fixiert und so fest gedrückt, bis die Patientinnen einen leichten Schmerz verspürten. In den folgenden Tagen sollten die Frauen drei- bis viermal täglich die jeweiligen Regionen manuell stimulieren. Nach fünf Tagen wurden die Vaccaria-Samen entfernt und es folgten zwei Akupressurfreie Tage bis zum Beginn der nächsten Akupressurbehandlung. Neben den demographischen Daten und dem Stadium der Krebserkrankung wurden bei allen Studienteilnehmerinnen mittels Constipation Assessment Scale (CAS) und Bristol Stool Form (BSF) der Grad der Verstopfung und deren Beeinträchtigung der Lebensqualität mittels Patient Assessment of Constipation-Quality of Life (PAC-QOL) erfasst. Die drei Fragebögen wurden jeweils zu Studienbeginn, nach drei sowie nach sechs Wochen ausgefüllt und deren Ergebnisse innerhalb der jeweiligen Gruppe sowie zwischen den beiden Gruppen verglichen.
Bereits nach dreiwöchiger Ohr-Akupressur hatten die Patientinnen deutlich weniger Verstopfungsbeschwerden (CAS) sowie eine bessere Stuhlbeschaffenheit (BSF) und stuften ihre Lebensqualität positiver ein (PAC-QOL). Eine weitere Verbesserung der Werte aller drei Mess-Skalen wurde nach sechs Wochen verzeichnet. Im Unterschied dazu verbesserten sich die Werte der Kontrollgruppe nur geringfügig. Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen waren statistisch hochsignifikant.
Einschätzung:
Diese erste klinische Studie zur Untersuchung der Ohr-Akupunktur als Behandlungsoption für Chemotherapiebedingte Obstipation bei Brustkrebspatientinnen zeigte sehr positive Ergebnisse und stellt eine Basis für weitere Forschungsaktivitäten in diesem Bereich dar. Die erzielten Verbesserungen der Verdauungsregulation sind nun durch Erweiterung kommender Studien um höhere Fallzahlen und Placebo- bzw. Standard-Kontrollen zu verifizieren und möglicherweise auf Patienten mit anderen Krebserkrankungen, die ebenfalls unter Verstopfungen leiden, auszuweiten.
Literatur
Shin J, Park H. Effects of auricular acupressure on constipation in patients with breast cancer receiving chemotherapy: a randomized control trial. West J Nurs Res 2018; 40(1): 67-83. Abstract
Quelle: www.carstens-stiftung.de